Jahrhunderts Es steht ein Lind in jenem Tal tradiert hatte. Hans Zender bezeichnete dabei seine Interpretation von 1993 ausdrücklich als „eine komponierte Interpretation“. Während Schuberts Begleitung hier rhythmisch mit der Melodie fast identisch verläuft, bringt Silcher in den tiefen Stimmen (Tenor und Bass) die kompliziertere – und für einen Chor nicht leichte – Version aus punktierter Achtel, Sechzehntel, punktierter Viertel und Achtel gegenüber punktierter Viertel und drei Achteln in Sopran und Alt. eine Verschiebung der musikalischen Wahrnehmung und inhaltlichen Interpretation. [57], Silcher ist für die „töricht anmutende Selbstverständlichkeit, mit der er die Volksliedstrophe fast wie ein Bild aus dem Rahmen aus dem Gesamtkontext herauslöste“[26] und damit die „Einrahmung des Lindenbaums“[58] beseitigte, häufig getadelt worden. Ein Beispiel dafür ist das Ende des ersten Viertakters auf „-baum“ in Takt 12. Schubert verwendet hier eine relativ schwierige rhythmische Abfolge von Viertel – Achtel – Achtel – Punktiertes Achtel – Sechzehntel. Über Fluß und Fluren glitten. Andererseits verkörpert er aber auch auf Grund seiner oft nicht erkennbaren Tiefe den Zugang zu verborgenen, schöpferischen und oft destruktiven Schichten der Seele.[24]. F. Schubert verwendet in Takt 3 in der Begleitung mit halber und Viertelnote längere Notenwerte als in der Melodie und stellt damit auch einen eventuell vorbereitenden Gegensatz zu den darauf folgenden Achteln der Begleitung in Takt 4 her. Sie wurde so zu einem Sinnbild der Gemeinschaft, das in Müllers Text in Kontrast zur Einsamkeit des Wanderers steht. B. Takt 25 bis 28) und das Nachspiel (die letzten sechs Takte Schuberts). Ich mußt’ auch heute wandern In der dritten Strophe kombiniert Schubert Elemente der vorhergehenden Strophen. ; Hufschmidt 1992. Vor allem diese Fassung ist es, die das Lied zum „Volkslied“ gemacht hat und für seine enorme Bekanntheit verantwortlich ist, da sie vielfach in Schul- und Chorliederbüchern gedruckt wurde. Die Augen zugemacht. Sie ergießen ihre Düfte 1. Der Text stammt von Wilhelm Müller und gehört zu einem Gedichtzyklus, den Müller mit Die Winterreise überschrieb. Es zog in Freud und Leide zu ihm mich immerfort, zu ihm mich immerfort. Als eine Möglichkeit außermusikalischer Interpretation meint Clemens Kühn, dass die Triolen hier im Gegensatz zur ersten Strophe als „stabiler Existenz“ dem „bewegten Symbol des Wanderns“ gegenüberständen und die tonale Stabilität der Strophen mit jeder Strophe geringer werde. Im Kapitel Fülle des Wohllauts hört sich Hans Castorp das Lied hingebungsvoll auf einer Grammophon-Platte an. Wie bei Heine stehe der politische „Winter“ dem „Mai“ („Der Mai war mir gewogen“) als politisches Pendant gegenüber. Clemens Kühn schreibt dazu: „In solchem Zyklus steht das einzelne Lied in einer bestimmten Umgebung, aus der es kaum ohne Verlust herausgelöst werden kann. Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum; Ich träumt’ in seinem Schatten So manchen süssen Traum. Der Zyklus und der Begriff Winter (siehe Heines Wintermärchen) sei nach Achim Goeres als Metapher für eine Politik der Restauration nach dem Wiener Kongress zu verstehen. 1. [62] Auch von Anton von Webern liegt eine Instrumentation der Winterreise vor. – Gedanken zu Schuberts Winterreise, Der Lindenbaum – Liedfassung: Ludwig Erk, Satz Peter Hammersteen, Klavierwerke / Franz Liszt; Band 9: Lieder-Bearbeitungen für Klavier zu zwei Händen, Leipzig: Edition Peters Nr. [74], In der deutschen Version der Episode Der Versager (Code 7G03, Szene 03) der Simpsons rappt Bart Simpson dieses Lied – mit stark verändertem Text, aber deutlich zu erkennen. Lyrics. : So war Schubert ab 1818 in einem privaten Kreis um Anton Ottenwald, Josef Kenner, Friedrich Mayr und Johann Senn tätig, der sich mit literarisch-künstlerischen, ethischen und nationalen Fragen beschäftigte. Er kann die Ambivalenz von Leben und tödlicher Gefährdung darstellen. Siehe dazu die Deutung der Linde von Carl Gustav Jung als Baum der Liebenden und der Mütterlichkeit. Das Werk bildete dort das fünfte Gedicht eines Zyklus, überschrieben Wanderlieder von Wilhelm Müller. Ein Beispiel ist das zehn Jahre ältere Gedicht Eichendorffs „Das zerbrochene Ringlein“, an dessen Beginn „In einem kühlen Grunde/Da geht ein Mühlenrad“ der Lindenbaum anklingt. Das Werk bildete dort das fünfte Gedicht eines Zyklus, überschrieben Wanderlieder von Wilhelm Müller. Der Hut flog mir vom Kopfe, Während Schubert diese Tonfolge mit einer Achteltriole abwärts in Sekunden (A – Gis – Fis) weiterführt, bringt die Silcherversion stattdessen ein punktiertes Achtel mit anschließendem Sechzehntel im Terzschritt (B – G). zu ihm mich immerfort. […] Der Brunnen ist ein seit alters her in Literatur und Märchen häufig verwandtes, mehrdeutiges Symbol. Ob diese durch die unterschiedlichen besetzungstechnischen Anforderungen, wie beispielsweise durch die größere Beweglichkeit eines Klaviers gegenüber einem von Silcher wohl vorgesehenen Laienchor, oder aber durch andere Intentionen Silchers bedingt sind, ist schwer zu entscheiden. Schubert dagegen behielt die ursprüngliche Abfolge der ersten zwölf Lieder Müllers – ob aus Gründen des Entstehungsprozesses oder wegen eigener musikalisch-textlicher Intentionen – bei. dazu: Wittkop 1994 und Hufschmidt 1992. Schon der Vorgang der Herauslösung eines Einzelliedes aus einem vom Komponisten für den Hörer vorgesehenen Gesamtzusammenhang eines Zyklus bedingt fast immer einen Verlust bzw. In welchen Merkmalen unterscheiden bzw. Döhl kombiniert allerdings den Text von Müller mit Texten von Georg Trakl und eigenen sozialistischen Überzeugungen.[64]. [68] Im von Gustav Lazarus herausgegebenen Schubert-Liszt-Album ist die virtuose Liszt-Transkription im technischen Anspruch vereinfacht. Jahrhundert vorhandenes reales Motiv.[32]. Zu ihm mich immer fort. [31], Die typische Gruppierung von Linde und Brunnen als Herzstück einer Siedlung, als sozialer Treffpunkt beim Wasserholen, Platz abendlicher Gespräche, aber auch Tagungsort ist ein schon lange vor dem 19. Er bleibt im Dur der ersten Strophe und vermeidet das Moll der zweiten Strophe. Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum: Ich träumt' in seinem Schatten So manchen. Dies alles bewirkt eine gänzlich andere und teilweise diametral entgegengesetzte musikalische Ausdeutung der identischen Textvorlage. Ich mußt' auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht Da hab' ich noch im Dunkel Die Augen zugemacht. Auflage 1998, Seite 239. Zu beobachten ist aber, dass er von Schubert vor der zweiten Strophe mit der Begleitung in triolischen Figuren vorweggenommen wurde und auch danach wieder aufgegriffen wird. Politisch engagierte Liedermacher wie Franz Josef Degenhardt und Konstantin Wecker sowie Herman van Veen und Achim Reichel haben das Lied ebenfalls vertont. Ein weiterer Unterschied ist in Takt 23 nach Schubert („… zu ihm mich immer …“) festzustellen. Das lyrische Ich verspürt die Magnetwirkung der Todessehnsucht, sie bleibt ihm bis in die letzte Strophe erhalten; doch es widersteht ihr. Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort. Einige wenige Namen sind Hans Hotter, Lotte Lehmann, Peter Anders, Dietrich Fischer-Dieskau, Hermann Prey, Theo Adam, Peter Schreier, Ernst Haefliger, Olaf Bär, Brigitte Fassbaender, René Kollo und Thomas Hampson. Ob in James Lasts typischen ‚Happy-Sound‘, im Tuba-lastigen Egerländer-Stil oder in der humorvollen Fassung von Spike Jones mit Pfiffen, Fanfare und Knalleffekt – beim ‚Lindenbaum‘ stellten die Musiker ihre brillante Technik unter Beweis.“[73], Das nordhessische Städtchen Bad Sooden-Allendorf wirbt für sich damit, dass Wilhelm Müller das Gedicht am dortigen Zimmersbrunnen vor dem Allendorfer Steintor geschrieben habe, wo eine alte Linde stand. Die Romantik prägte im 19. Dort ist auch eine Tafel mit dem Liedtext angebracht. Dieser Kontrast hat starke Wirkungen, Vollmann spricht gar von „Entsetzen“. Schubert vertonte Anfang 1827 die ersten zwölf Lieder Müllers, wie sie 1823 im fünften Band des Urania-Taschenbuchs erschienen waren. Der Lindenbaum ist eine Station in einer recht locker gefügten Handlung, an der sich die Gedichte von Müllers Zyklus aufreihen. Unverändert erschien der Text herausgegeben von Christian G. Ackermann in Dessau und mit Widmung an Carl Maria … und Die Post formuliert der Komponist und Musikwissenschaftler Hans Gál folgendermaßen: „Das ist ein Abgrund des Selbstquälerischen, der beinahe eine Art Schamgefühl erweckt. Das Grosse Volkslexikon – 1000 Fragen und Antworten, Bertelsmann Lexikon Institut, Wissen Media Verlag, 2006, Seite 57, Peter Rummenhöller: Einführung in die Musiksoziologie, Noetzel, Florian; 1978, 4. Hier findst Du Deine Ruh’! [71] Auch von der französischen Sängerin Mireille Mathieu existiert eine Einspielung.[72]. Ich träumt‘ in seinem Schatten so machen süßen Traum. Treffpunkt der Liebenden und Symbol einer milden und wohltuenden Natur[25] ein in der deutschen Literatur und Musik etabliertes Motiv, das sich seit Walther von der Vogelweides Under der linden oder dem Volkslied des 16. Silcher's Der Lindenbaum is an adaption of Schubert's Der Lindenbaum (No.5 from Winterreise). Weißes Schneegestöber brächte; Da hab ich noch im Dunkel. [37][38] Durch diese Änderung der Stellung des Lindenbaums im Zyklus ergab sich eine Bedeutungsverschiebung. Der Teil kann auch als Variation und Durchführung in einem verstanden werden.[50]. Der musikalische Verlust übergreifender Bezüge durch eine motivische Herauslösung eines Einzeltitels wird speziell am Lindenbaum an folgendem Beispiel deutlich. [13] Die politische Dimension der Winterreise beschreibt Harry Goldschmidt so: „In ihrer unwiederholbaren Einheit von Vers und Ton bietet die Winterreise eines der erschütterndsten, wenn nicht das erschütterndste künstlerische Doppelzeugnis jener politischen Unfreiheit, die Heine als die wahre Ursache der romantischen Ironie und des Weltschmerzes beim Namen nannte. Gleichzeitig behält er aber die abwechslungsreiche meist triolische Begleitung von Strophe 2 bei. Komm her zu mir, Geselle, Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort. Nach Erika von Borries gelingt es Müller, eingebettet in alte und naiv-vertraut wirkende Formen, die Erfahrungen einer Moderne zu vermitteln. Die „Doppelbödigkeit und Ironie“ von Müller und Schubert gehe dabei vollkommen verloren. [76], „Am Brunnen vor dem großen Tor, uff, da steht so ein affengeiler Lindenbaum oh yea, ich träumte in seinem Schatten, so manchen süßen Traum, so manchen süßen Traum unter diesem affengeilen Lindenbaum, oh yea, oh yea.“[77], Auch im Film 1½ Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde wird das Lied von der Prinzessin und den Hofdamen unter Anleitung des Gesangslehrers gesungen und später von Ritter Lanze erwähnt. So wechselt in Takt 17 auf einem konstanten Melodieton bei Schubert wenigstens die Begleitung harmonisch, während Silcher die Harmonien einfach beibehält.[49]. Teil III stellt in Form eines kontrastierenden Zwischenspiels Strophe 5 dar und Teil IV Strophe 6. Schubert und Silcher beginnen den Takt gleichermaßen mit einer punktierten Viertelnote und einer darauf folgenden Achtelnote. Joseph von Spaun hat berichtet, dass Schubert eines Tages zu ihm kam und zu ihm sagte: „Komme heute zu Schober, ich werde euch einen Zyklus schauerlicher Lieder vorsingen.“. Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort, Es zog in Freud' und Leide zu ihm mich immer fort. Der Verlust des Hutes beim Verlassen der Stadt in Die Winterreise kann als „gleichnishaft für einen Bürger, der das Bürgertum“ verlässt gesehen werden. Und im buntgeschmückten Schlitten, Zu ihm mich immer fort . Dezember 2020 um 11:34 Uhr bearbeitet. Weitere Chorversionen stammen von Conradin Kreutzer, Ludwig Erk, Peter Hammersteen[65] und Josef Böck. Ich mußt’ auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht, Heinrich Heine hat genau diese Figur, die Abwendung vom romantischen Sehnsuchtsbild der Linde und die Zuwendung zum zeitgenössischen Winter, in freilich deutlich ironischer Rede später noch einmal formuliert: Mondscheintrunkne Lindenblüten, Die Melodieführungen von Schuberts und Silchers Versionen sind zu neunzig Prozent identisch. Beck, 2007, S. 165 und 169. Sie kann als eine Art bleibendes Resümee aus der Distanz betrachtet werden („jenem Ort … dort“). Jahrhunderts in allen Stimmlagen vom Sopran bis zum Bass aufgenommen und aufgeführt. [26] Sie stand außerdem für Muttertum, Fruchtbarkeit, Geborgenheit, Harmonie und Schutz, Tanz und Feste. Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum. Trotzdem war seine Emanzipation des Begleitinstrumentes – mit eigenen Motiven, Begleitformen und übergreifenden Bezügen – im Lied damals eine vollkommene Neuheit.[36]. [2], Am Brunnen vor dem Thore und immer hör ich’s rauschen: du fändest Ruhe dort! Die letzte Strophe greift erneut das Moment der Zeitlosigkeit („immer“) auf, das die ersten beiden Strophen prägte, und ebenso die Anrede der Lindenbaum-Zweige aus Strophe 4, die nun jedoch im Irrealis steht („fändest“). Der erste Unterschied ist in Takt 11 (Schubert) festzustellen. Aber auch das eher an beide Strophen angelehnte Erklingen bedingt kein musikalisch gleiches Erscheinen. In 12 Liedern. Ich musst auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht. Fast alle Gedichte der Winterreise sind in ähnlicher Form metrisch und formal gebunden. Wilhelm Müller veröffentlichte das Gedicht zuerst als Der Lindenbaum in Urania – Taschenbuch auf das Jahr 1823, einem der beliebten Taschenbücher des frühen 19. Neben Komponisten setzen sich im 20. Wie haben Schubert und Silcher den textlichen Vorwurf Müllers mittels musikalischer Techniken dargestellt/umgesetzt, eventuell weitergeführt, vertieft, verflacht oder erweitert? Diese „Brunnenlinde“ verspricht dem Wanderer in der Folge die Erlösung von seiner Wanderschaft, die Ruhe. Nun bin ich manche Stunde entfernt von jenem Ort, Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum, Ich träumt' in seinem Schatten So manchen süssen Traum; Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort, Es zog in Freud' und Leide /: Zu ihm mich immer fort. Wie alle Silcherschen Volksliedsätze steht es nunmehr als Einzelwerk da, der Kontext der Winterreise fehlt also; auch der Titel Der Lindenbaum erscheint nicht mehr. Gern bekennen, ach, ich möchte, Frieder Reininghaus: Schubert und das Wirtshaus – Musik unter Metternich, Oberbaum 1980, Seite 216 bis 218. der Hut flog mir vom Kopfe, ich wendete mich nicht. Der Lindenbaum hat in der Symbolik und Metaphorik des Baums spezielle Bedeutung. Er ist musikalisch eigentlich nur als Fortsetzung der Sechzehnteltriolenbewegung in der Einleitung und im ersten Zwischenspiel (Takt 25 bis 28) deutbar. Bei Schubert endet er auf der Tonika E-Dur, wechselt dann auf die Dominante H-Dur, auf der dann auch der Auftakt der nächsten Zeile auf „ich“ beginnt, bevor die Melodie danach in beiden Versionen identisch weiterläuft. Erst nachdem er im Herbst auf den vollständigen Zyklus Müllers aus 24 Liedern stieß, der 1824 als zweiter Band der Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten erschienen war, vertonte er auch die restlichen zwölf. Ich musst' auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht; / da hab' ich noch im Dunkeln die Augen zugemacht. Ich mußt’ auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht, da hab’ ich noch im Dunkeln die Augen zugemacht. Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort; Die Form wird in der Literatur als Volksliedstrophe bezeichnet. Das Wandern ist Bestandteil menschlicher Bewusstwerdung. Der ursprüngliche Titel lautet Der Lindenbaum. Dabei war der Blick auf landschaftliche und soziale Realitäten gekennzeichnet durch die Schau des eigenen, inneren Ichs. Durch das „harmlos-schöne Geglättete“ verliere das Lied in Silchers Version „jene Tiefe, die es im Original besitzt“.[41]. Der Hut (oder dessen Verlust) kann als ein psychologisches Statussymbol oder Symbol der Macht des Trägers und dessen Schutzzeichen gedeutet werden, oder er kann ein Indiz des Verlusts gesellschaftlicher Macht darstellen. [33] Die Symbolik des Wanderns veranschaulichte den besonderen Charakter der menschlichen Lebensreise, in der auch die Gefährdung, das Scheitern und Sterben inbegriffen ist. Diese Seite wurde zuletzt am 26. Strophe. Am Brunnen vor dem Tore ist auch der Titel eines 1952 von Kurt Ulrich produzierten Heimatfilms mit Sonja Ziemann und Heli Finkenzeller, wo ein Gasthaus seinen Namen dem Liedtitel entlehnt. Ich musst auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht, da hab ich noch im Dunkeln die Augen zugemacht. Er hat einerseits lebenspendende Aspekte als Quelle, Wasser des ewigen Lebens, Symbol für Wachstum und Erneuerung (Jungbrunnen), und ist darüber hinaus ein sozialer Treffpunkt. Schubert hält hier die Begleitung relativ abwechslungsreich. [61], Clemens Kühn vertritt die Meinung, dass die Silcherversion durch die „immer gleiche Melodie“ das bei Schubert erkennbare „Anschlagen eines anderen Tons in der zweiten und dritten Strophe“ nicht wahrnehme. [56] Die hektische, ausschließlich auf die Triolenbewegung des Anfangs- und Mittelspiels sowie die von Schubert in tiefe Bassregionen – auf C unter später sogar H – verlegte repetitive linke Hand verstärkt diesen Eindruck zusätzlich. „Volkslieder“ folgen allerdings nicht einer bestimmten Form; so findet sich etwa in der bekannten Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ eine große Vielfalt von variabel gehandhabten Metren, Reimschemata und Strophenformen. [47], Indem Silcher den harmonischen Gesetzen der Schlussklauseln von Vorder- und Nachsatz und dem „klassischen Kanon“ gehorcht, stellt er einen Gegensatz zu Schuberts hier eher unkonventioneller Form her, die nach Peter Rummenhöller einen vielfältigeren „Ausdruck von Ruhe, Spannungslosigkeit, Willenslosigkeit und Verzauberung“ verwirklicht. Daneben existieren auch dreistimmige Chorversionen (z. und Brinkmann, S. 18f. Was aus den Versionen von Schubert und Silcher heutzutage manchmal gemacht wird, lässt exemplarisch folgendes Zitat aus der Werbebroschüre eines Blasorchesters erahnen: „Zu einem ganz besonderen Klangerlebnis wurde auch Schuberts ‚Lindenbaum‘, den die Musiker in ganz neue Gewänder kleideten. 8. Ich schnitt in seine Rinde. Es zog in Freud und Leide zu ihm mich immerfort. Es zog in Freud und Leide. Schubert war selbst politisch nicht aktiv,[13] hatte aber enge Kontakte zu Kreisen der intellektuellen Opposition. Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum, Ich träumt' in seinem Schatten So manchen süßen Traum. Und immer hör’ ich’s rauschen: [11] Die Leitmotive des Lindenbaums, Traum und Ruhe, tauchen mehrmals im Zyklus mit jeweils unterschiedlichen Bedeutungen auf – diese Mehrdeutigkeit steht nach von Borries für die dichterische Darstellung einer unverlässlich gewordenen Welt.[12]. Dagegen hebt Joseph Müller-Blattau anerkennend hervor, dass Silcher aus den drei variierten Strophen Schuberts die „Urmelodie“ aus Schuberts Variationen herausdestilliert habe. D7 G C G D7 Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort. [Verse] G D7 G Ich mußt auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht. [51][52] Harry Goldschmidt sieht im Lied sogar das variierte Strophenlied mit den Prinzipien der Sonatenform verschmolzen.[53]. Die Winterreise. 911-5). Schuberts Liedkunst wurde durch die schwäbisch-süddeutsche Schule und die Erste Berliner Liederschule beeinflusst, ebenso durch gewisse Vorbilder wie zum Beispiel Beethoven (Adelaide, An die ferne Geliebte) oder auch Haydns Englische Kanzonetten und Mozarts Lied vom Veilchen. Das Tragen eines Hutes (siehe Heckerhut) war auch nach den Napoleonischen Kriegen ein Bekenntnis zu bürgerlich-demokratischen, damals revolutionären Einstellungen. Ich schnitt in seine Rinde [59] Frieder Reininghaus konstatiert, die Version von Silcher mache aus dem Schubert-Lied, obwohl es „um Leben und Tod“ gehe, eine „spießbürgerliche und reaktionäre Sonntagsnachmittagsidylle in der Kleinstadt“. Am Brunnen vor dem Thore Da steht ein Lindenbaum: Ich träumt’ in seinem Schatten So manchen süßen Traum. Es „wendet sich nicht“ und bleibt bei seiner getriebenen Wanderschaft, in der Region von Schnee, Eis und kalten Winden. Und daß wir, mit Pelz bedecket 5 des Liederzyklus Winterreise von Franz Schubert (Deutsch-Verzeichnis Nr. Modernere kompositorische Auseinandersetzungen stammen von Hans Zender (Tenor und kleines Orchester), Reiner Bredemeyer, Friedhelm Döhl (Streichquintett) und Reinhard Febel. Es zog in Freud und Leide Einfacher kannst du Algebra 1 nicht verstehen! [15][16], Es ist verschiedentlich versucht worden, die Gedichte der Winterreise zu Gruppen zusammenzustellen. / Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort; / es zog in Freud' und Leide zu ihm mich immer fort, / zu ihm mich immer fort. In den Versen ist hier und dort ein Unterton von tragischer Ironie nicht zu verkennen. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist der Einschub bei Schubert (Takt 45 bis 58) mit seiner textlich und musikalisch ganz anders gelagerten Aussage „die kalten Winde bliesen mir grad in’s Angesicht …“ Dieser Teil hat rein melodisch wenig mit dem eigentlichen Lied zu tun. Zu ihm mich immer fort. Das erste Verspaar bringt mit Brunnen, Tor und Lindenbaum klassische Bestandteile eines ‚lieblichen Orts‘ oder Locus amoenus. Noch vor deren Beginn liegt eine gescheiterte Liebesbeziehung des Protagonisten, eines jungen Mannes, der das Lyrische Ich verkörpert. Was anfangs, ferngerückt aber schon durch die Erinnerung, wie real und lebendig besungen wurde, enthüllt sich endgültig als zerbrechlich und scheinhaft (‚du fändest Ruhe dort!‘).“, Generell ist es – auch etwa bei Schumann, Brahms oder Grieg – keine Seltenheit, dass Lieder mit jeder Strophe entsprechend der musikalischen Intention anders variiert werden. Schubert bringt primär Triolen, während Silcher Strophe 1 wiederholt. ), die auch dem auf feine Nuancierungen verzichtenden Volkslied eigen sind. Das Gedicht folgt ohne Abweichungen einem festen, zu Müllers Zeit bereits wohlbekannten formalen Muster: vierversige Strophen, die im Wechsel zweisilbig und einsilbig ausklingen (Alternation); in jeder Strophe reimen sich die Schlusssilben des zweiten und vierten Verses. 2011, Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich, 1½ Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde, International Music Score Library Project, Wilhelm Müllers Gedicht „Der Lindenbaum“ (Am Brunnen vor dem Tore) in Illustrationen auf Postkarten, Interpretation des Comedian Harmonists-Arrangements, Internationale Wilhelm-Müller-Gesellschaft, Achim Goeres: …was will ich unter den Schläfern säumen? :/ 2. Am Brunnen vor dem Tore 1. Anm. Erst mit der dritten Strophe nimmt das Ich Bezug auf die Handlung der Winterreise; es beginnt zu erzählen, nämlich von einem nur kurz zurückliegenden Ereignis: Es ist („heute“) an dem Lindenbaum vorbeigekommen. Jahrhundert auch Literaten, Dramaturgen und bildende Künstler mit der Winterreise auseinander. Vgl. [53] Erst danach erfolgt in Takt 27 die Rückung in das gewohnte E-Dur. Mit der dritten Strophe wechselt nicht nur die zeitliche Einordnung, sondern auch die Stimmung abrupt. Dem Lindenbaum (viertes Lied bei Mahler: „Auf der Straße stand ein Lindenbaum, da hab ich zum ersten Mal im Schlaf geruht…“) beeinflusst. Verdeckt zitiert wird das Lied auch in Thomas Manns Doktor Faustus. […] Was ihn in Wahrheit vertrieben hat und nicht einmal in der ‚unbarmherzigen Schenke‘, dem kühlen Wirtshaus des Todes Ruhe finden läßt, was ihn zuletzt zum Weggefährten des Bettlers und Leiermanns gesellt, das ist die Zentnerlast des überpersönlichen, allgemeinen Schicksals.“[14], Müllers Text der Winterreise erschien in der 1822 verbotenen Literaturzeitschrift Urania, wobei ausgerechnet ein Text Müllers Anlass für das Verbot gewesen war. Erstes Bändchen. Zu dem gleichnamigen Film siehe, Formale und inhaltliche Textinterpretationen, Vergleich der Versionen von Silcher und Schubert, Formale, rhythmische und besetzungstechnische Unterschiede, Zitiert nach: Wilhelm Müller: Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Franz Schubert vertonte den gesamten Gedichtzyklus unter dem Titel Winterreise und in diesem Rahmen auch den Lindenbaum als Kunstlied. Zu ihm mich immer fort. Und von Nachtigallenliedern Auf der Basis von Schuberts Vertonung der ersten Strophe setzte er Am Brunnen vor dem Tore 1846 für vier Männerstimmen a cappella aus. Beispielsweise von Bernd Leistner im Vorwort der Werkausgabe von Wilhelm Müller, online hier verfügbar: Vgl. Die zweiten zwölf Lieder sind in Müllers Fassung letzter Hand aber nicht einfach an die vorab erschienenen angehängt, sondern in diese eingeschoben. In diesem Teil sind die Unterschiede zwischen den beiden Versionen auch ohne theoretische Analysen unmittelbar hörbar. Der Lindenbaum (Am Brunnen vor dem Tore) Am Brunnen vor dem Tore Da steht ein Lindenbaum Ich träumt in seinem Schatten So manchen süßen Traum Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort Es zog in Freud und Leide Zu ihm mich immer fort Ich musst auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht Da hab ich noch im Dunkeln Die Augen zugemacht Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort, Es zog in Freud' und Leide |: Zu ihm mich immer fort :| 2. Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum, Ich träumt' in seinem Schatten so manchen süßen Traum. Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum; ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Traum. zum Beispiel Brinkmann 2004, passim; Wittkop 1994, S. So meint Clemens Kühn: „Wenn danach die Anfangsmelodie wiederkehrt (‚Nun bin ich manche Stunde‘), ist das ein ‚anderes‘ Singen, wie auch der Klavierpart der die Triolen in sich aufnimmt, nicht derselbe bleibt. Weblink auskommentiert, verursacht derzeit Malware-Warnung, 12. Also inklusive des Auftakts von „Am“, ist hier mit „Brunnen vor dem“ Takt 2 gemeint. Am Brunnen vor dem Tore ist der erste Vers eines deutschen Liedes In der bekanntesten und populärsten Bearbeitung der Schubertschen Vertonung von Friedrich Silcher ist das Werk zum Volkslied geworden. Ich mußt’ auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht, Da hab’ ich noch im Dunkel Die Augen zugemacht. Ein entscheidender Unterschied ist, dass der erste Teil der zweiten Strophe (Takt 28 bis 36) in e-Moll anstatt wie die erste in E-Dur gehalten ist. 2. [22] Diese fünfte Strophe läuft erstmals auf eine bewusste Handlung des lyrischen Ich zu: Es widersteht dem Lockruf des Baumes; dieser Entschluss erhält einen eigenen Vers, den vierten Vers dieser Strophe, während sonst die Sinneinheiten regelmäßig zwei Verszeilen umfassen. dtv-Atlas zur Musik, Band 2, dtv, München, 1985, Seite 464, Ekkehard Kreft und Erhard Johannes Bücker: Lehrbuch der Musikwissenschaft, Schwann, 1984, Seite 346. Silchers Bearbeitung findet sich zuerst in Heft VIII seiner Volkslieder, gesammelt und für vier Männerstimmen gesetzt, seinem Hauptwerk, das in zwölf Heften über den Zeitraum von 1826 bis 1860 verteilt erschienen ist. [48], Die harmonischen Vereinfachungen von Silcher sind an vielen Stellen zu beobachten. Die Augen zugemacht. Bei beiden beschränkt sich die Begleitung primär auf die rhythmisch parallele – den Anforderungen der Besetzung angepasste – Begleitung in meist blockmäßigen Dreiklängen (oder in seltenen Fällen Septakkorden). Christiane Wittkop weist auf die dunklen u-Vokale hin, die dieses Versprechen auf Erlösung vom Weiterwandern prägen (zu, Ruh) – und auf die hellen a- und i-Vokale, die die folgende Strophe deutlich davon absetzen (kalten, grad, Angesicht, Winde, bliesen). Seine Vertonung wird beispielsweise als „Eindimensionalisierung/Nivellierung“[48] der vielschichtigeren Textdeutung von Schuberts Version gewertet. Dafür gibt es jedoch ebenfalls keinerlei Anhaltspunkte. Dadurch verändert sich auch, Schubert folgend, die Melodie und der Teil „zu ihm mich“ wird entsprechend der Takte 74–76 (Schubert) wiederholt. Den Übergang zur sechsten Strophe zeichnet erneut ein abrupter Stimmungswechsel aus. Das Symbol des Wanderns ist auch in Schuberts Werk, z. [50] Er gestaltet die verschiedenen Strophen in fast allen Aspekten (rhythmisch, harmonisch, besetzungstechnisch, dynamisch) unterschiedlich.
Englisch Zp 10,
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